Gauleiter versetzte das Land in den Ausnahmezustand und führte das Kriegsgericht ein. Ein Amtsblatt legte den gesamten Rahmen der Repressionsmaßnahmen fest, um mit Todesstrafe, Sippenhaftung, Vermögenseinzug, Schließung von Betriebsleitungen und Umsiedlung rücksichtslos gegen Deserteure und ihre Angehörigen vorzugehen.
Verhaftete Streikende wurden an die Geheime Staatspolizei (GESTAPO) ausgeliefert und zu "Schutzhaft" verurteilt. Dadurch waren sie selbst bei Misshandlungen mit Todesfolge von jeglichem Rechtsbehelf oder dem Recht auf einen Rechtsbeistand ausgeschlossen.
Der Überwachungsterror wurde von der GESTAPO und dem Sicherheitsdienst (SD) mit ihrer uneingeschränkten Macht und ihrem weit vernetzten Spitzeldienst brutal durchgeführt, indem sie die Bewegungsfreiheit mit Ausgangssperren und Versammlungsverboten einschränkten.
Im Land herrschte große Bestürzung über diejenigen, die die verhasste Uniform der Besatzungsmacht tragen mussten. Mehr noch, dass man sein Leben unfreiwillig für die verbrecherische Ideologie eines fremden Landes opfern musste.
Der auferlegte Gewissenskonflikt war für die betroffenen Jugendlichen unermesslich:
Sollte man das eigene Leben für die moralischen Werte des Heimatlandes höher stellen als das Schicksal der gesamten Familie, die im Falle einer Desertion den sadistischen Repressalien der Nazis ausgesetzt wäre?
Diese schreckliche Entscheidung musste jeder für sich selbst treffen. Die meisten von ihnen folgten der Einberufung zur Wehrmacht nur mit dem Gedanken, während des ersten Heimaturlaubs nach der Grundausbildung zu desertieren. Dieser feste Wille gab ihnen die Kraft, den Befehlen vorerst zu gehorchen und ihre Loyalität zum Vaterland als moralische Pflicht gegen das Unrecht des Naziregimes aufrechtzuerhalten.
Die Realität der furchtbaren Umstände an der Front blieb jedoch ungewiss. Von den rund 12.000 luxemburgischen Wehrpflichtigen entschließen sich mehr als 3.500 zur Desertion. Gegen sie alle wurde eine Fahndung eingeleitet.
Von den meisten, die den Einberufungsbefehl befolgten, wurden mehr als 2.800 getötet oder an der Front vermisst. Mehr als 1.100 Wehrdienstverweigerern gelang die Flucht ins Ausland, wo sie sich zumeist dem Widerstand anschlossen. Anfangs gelang es einigen Hundert, sich zu den Alliierten durchzuschlagen.
Hunderte von ihnen wurden an der Front, in Gefängnissen oder Konzentrationslagern durch das Kriegsgericht ermordet. Auch viele der Umgesiedelten sollten ihre geliebte Heimat nie wieder sehen.