Im Herbst 1944 erlitt die 28. US-Infanteriedivision bei den mörderischen Kämpfen im Hürtgenwald schreckliche Verluste. Anschließend wurde sie in die luxemburgischen Ardennen verlegt, um die dünne Frontlinie zu verteidigen. Fern der Heimat bereiteten sich die erschöpften Infanteristen auf ein friedliches Weihnachtsfest vor.
Der Kontakt zur Zivilbevölkerung war herzlich und in Wiltz, wie auch in anderen Orten, wurden sogar Nikolausfeiern für die Kinder organisiert.
Aufgrund des hartnäckigen Widerstands der US-Soldaten in den ersten Tagen stieg die Zahl der Verwundeten kontinuierlich an.
In dieser Zeit befanden sich viele Feldlazarette und Lazarette der Division im Raum Wiltz. Am Morgen des 18. Dezember wurden die Schwerstverwundeten auf Befehl von Sanitätsoffizier Dr. H. Weest nach Bastogne evakuiert. Der Grund dafür war die drohende Einschließung der Stadt durch den Feind. Trotz allen Drängens, sich in Sicherheit zu bringen, beschloss der Zahnarzt der Division, Dr. B. Kimmelman, der direkt dem US-Kommandeur von Wiltz unterstellt war, freiwillig bei den zurückgebliebenen Verwundeten zu bleiben, um ihnen zu helfen und sie zu retten.
Am 19. Dezember, in der Abenddämmerung, versammelte sich eine gemischte Formation aus Militär- und Rot-Kreuz-Fahrzeugen auf dem Friedhof von Wiltz, um einen Durchbruch zu versuchen, ohne Licht über eine offene Straße nach Bastogne. Nach nur eineinhalb Kilometern wurde die Kolonne von deutschen Fallschirmjägern beschossen und stand kurz vor der Straßenkreuzung Schumannseck. Sie stießen auf eine unüberwindbare Straßensperre. Dr. Kimmelman vergrub eilig seinen Ausweis mit seiner jüdischen Religionszugehörigkeit, falls er in Kriegsgefangenschaft geraten sollte.
In seiner aussichtslosen Lage rief er am 20. Dezember um 01:00 Uhr mit einer weißen Fahne zum Waffenstillstand auf. Gemäß der Genfer Konvention geschah dies, um eine sichere Durchfahrt der Rotkreuzfahrzeuge nach Bastogne zu gewährleisten.
Aufgrund der gemischten Kolonne mit Militärfahrzeugen wurde ihm diese Bitte nicht gewährt.
Mit mehr als 200 Kameraden machte er sich auf den bitteren Weg in die Gefangenschaft, aus der er erst im April 1945 ausgemergelt befreit wurde. Für seine mutige und selbstlose Tapferkeit wurde er mit dem Silver Star ausgezeichnet.
Bis an sein Lebensende waren ihm jedoch die Dankbarkeit und der Respekt seiner Kameraden wichtiger.