Griechenland trat am 28. Oktober 1940 in den Zweiten Weltkrieg ein, als die italienische Armee von Albanien aus einmarschierte. Im Frühjahr 1941 war die italienische Invasion bereits gescheitert. Die deutschen Truppen griffen Griechenland von der Nordgrenze des Landes aus an (Operation Marita). Trotz des Widerstands der griechischen Armee und der unterstützenden Commonwealth-Truppen konnte die deutsche Armee schnell vorrücken. Bald nach der Invasion begannen griechische Zivilistinnen und Zivilisten, in den Bergen Nordgriechenlands die ersten Widerstandsgruppen zu bilden. Der Berg Hortiatis wurde zu einem der Zentren des Widerstands, einem Zufluchtsort und zu einer Zwischenstation auf der Fluchtroute.
Die Widerstandskämpferinnen und -kämpfer organisierten ein Fluchtnetz für die verbliebenen alliierten Soldaten, Kriegsgefangenen und zum Tode verurteilten Patrioten. Die Flüchtenden wurden zu den Häfen von Chalkidiki geführt, von wo aus sie mit Booten in den Nahen Osten gebracht wurden.
Im Sommer 1944 wurden die Aktionen der Widerstandskämpfer bekannt, und die Nazis verstärkten ihre Präsenz in der Region und intensivierten ihre Repressalien. Im Juli richteten sie zwanzig Männer im Dorf Asvestohori hin.
Am 2. September 1944 überfiel eine Gruppe von Widerstandskämpfern die Fahrzeuge der Wasserwerke auf der Straße nach Kamara, dem römischen Aquädukt, das die Stadt Thessaloniki mit Wasser versorgte. Bei dem Zusammenstoß wurden ein griechischer Angestellter der Wasserwerke und ein deutscher Unteroffizier getötet. Am Mittag desselben Tages fuhren 32 deutsche Fahrzeuge in das Dorf Hortiatis ein. Einige Einwohnerinnen und Einwohner rannten auf den Berg, die meisten blieben jedoch zu Hause. Die Nazis zwangen sie, sich in zwei Gebäuden zu versammeln, schlossen die Türen und steckten sie in Brand. Fast alle wurden lebendig verbrannt oder bei einem Fluchtversuch erschossen.
Die Zahl der Opfer des Holocausts in Hortiatis beläuft sich auf 149, darunter 36 Kinder unter zehn Jahren, darunter auch ungetaufte Säuglinge. 1988 wurde Hortiatis als "Märtyrerdorf" anerkannt und in das griechische Netz der "Märtyrerdörfer und -städte" aufgenommen.