#Geschichte

Die Muur van Mussert in Lunteren

Im Herzen der Veluwe, in der Nähe des Dorfes Lunteren, befindet sich eine einzigartige und umstrittene Stätte: Mussert's Wall. Sie ist das einzige noch erhaltene Überbleibsel eines ehrgeizigen Projekts der niederländischen nationalsozialistischen Bewegung (NSB), der faschistischen Partei unter der Führung von Anton Mussert. Was einst als symbolischer Mittelpunkt einer neuen politischen Ordnung gedacht war, verfiel nach dem Zweiten Weltkrieg, um Jahrzehnte später als vernachlässigtes Relikt wiederentdeckt zu werden. Heute ist es als nationales Denkmal anerkannt und dient als komplexer Ort der Erinnerung.

Im Jahr 1936 begann die NSB mit dem Bau eines Komplexes auf dem Goudsberg bei Lunteren. Der Standort wurde nicht nur gewählt, weil er als geografischer Mittelpunkt der Niederlande galt, sondern auch wegen seiner symbolischen Bedeutung. Im Einklang mit der Ideologie von "Blut und Boden" sollte die ländliche Landschaft die tiefe Verbindung zwischen Menschen, Land und Tradition darstellen. Der Komplex, der Nationaal Tehuis (" Nationales Haus") genannt wurde, war als ständiger Versammlungsort gedacht. Die Mussert-Mauer - ein großes Steinbauwerk mit einem Podium - wurde 1939 fertig gestellt und nach dem Vorbild der großen Nazikundgebungen in Nürnberg gestaltet. Sie sollte Zehntausende von Anhängern aufnehmen und durch Rituale und Spektakel die Identität und Ideologie der Partei prägen.

In der Praxis wurde die Mauer nur zweimal genutzt, 1939 und 1940. Die deutsche Besatzung und die Treibstoffknappheit während des Krieges setzten solchen Versammlungen schnell ein Ende. Dennoch hoffte Mussert, dass der Ort als dauerhaftes Vermächtnis seiner Bewegung dienen würde. Im Jahr 1938 erklärte er, dass "Generationen nach ihnen über die Geschichte des niederländischen Volkes sprechen und sagen werden, dass in Lunteren die Auferstehung begann".

Nach 1945 verlor der Ort schnell seine ursprüngliche Bedeutung. Zunächst von den Pfadfindern genutzt und später an eine einheimische Familie verkauft, wurde das Gelände zu einem Campingplatz. Mit der Zeit wurde die Mauer überwuchert und geriet weitgehend in Vergessenheit. Erst Anfang der 2000er Jahre kam die Diskussion wieder auf. Denkmalschützer forderten den Erhalt der Mauer, während Überlebende des Widerstands während des Krieges und jüdische Organisationen davor warnten, dass die Anerkennung der Mauer die Erfüllung von Musserts Traum gefährde. Die Kontroverse spiegelte ein tieferes nationales Dilemma wider: Soll das "Erbe der Täter" in Erinnerung bleiben oder ausgelöscht werden?

Die Diskussion verschärfte sich 2015, als lokale und nationale Denkmalschutzorganisationen darauf drängten, die Mauer unter Denkmalschutz zu stellen. Die Gegner argumentierten, dass der Erhalt der Mauer den Faschismus verherrlichen oder Extremisten anziehen würde. Die Befürworter entgegneten, dass die Mauer gerade deshalb, weil sie Verrat und Kollaboration symbolisiert, in Erinnerung bleiben muss. Diese Debatte spiegelte den allgemeinen Wandel in der niederländischen Erinnerungskultur wider. Jahrzehntelang konzentrierte sich die nationale Geschichte auf Widerstand und Befreiung. In jüngerer Zeit hat sich die Aufmerksamkeit auf die Kollaboration und die dunklen Seiten der Kriegsgesellschaft gerichtet. Die Mussert-Mauer wurde zu einem Brennpunkt dieses Wandels.

Im Jahr 2018 erklärte die niederländische Regierung die Mussert-Mauer zum nationalen Denkmal. Dabei ging es nicht um die Ehrung der NSB, sondern um die Umwandlung des Ortes in einen Lernort. Ein Bericht der Universität Wageningen betonte, dass die Mauer als Mahnung und nicht als Schrein dienen sollte. Im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs wurde das Gelände sogar zu einer Landschaft für Reflexion, Erinnerung und Bildung umgestaltet. Die Mussert-Mauer befindet sich auf dem Goudsberg in Lunteren (Gemeinde Ede). Die Stätte ist als historisches Denkmal zugänglich und kann über Wanderwege in der Umgebung besichtigt werden.

6741 JP Lunteren
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