Unter ihnen war auch Richard van Norde (1927), einer der wenigen, die noch von ihren Erinnerungen berichten können.
Die Razzia
Der 17-jährige Van Norde wurde am frühen Morgen des 6. Dezember 1944 auf dem Koude Horn in Haarlem verhaftet. Auch der 17-jährige Gé de Boer wurde festgenommen, als er sich in Elswout versteckte. Wenige Stunden zuvor hatten deutsche Soldaten Haarlem, Bloemendaal und Heemstede abgeriegelt. Acht hundert deutsche Soldaten durchkämmten jedes Viertel, jede Straße, jedes Haus – auf der Suche nach Männern, die zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt werden sollten.
Wie ein Tier...
„Eines Abends hörte ich meinen Stubenkamerad, Gerlof, tief seufzen und merkte, dass er tot war. Sofort griff ich nach dem Stück Brot, das er in einer Art Tornister unter seinem Kopf aufbewahrte – sonst hätte es jemand anderes genommen.“
„Du hast hier gelebt wie ein Tier, wurdest gefüttert wie ein Tier und musstest arbeiten wie ein...“ Er verstummt. Er kann nicht weitersprechen. Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, was hier geschehen ist.
'Eine Hölle...'
„...Eine Hölle“, nennt Van Norde das Lager. „Es gab kein fließendes Wasser, kein Essen, keine warme Kleidung, und jeden Tag mussten wir extrem hart arbeiten.“ Die Zwangsarbeiter mussten Panzergräben und Schützenlöcher ausheben sowie Stacheldrahtsperren errichten, um die Alliierten aufzuhalten. „Wir mussten den gefrorenen Boden mit Spitzhacken aufbrechen. Dann stand man den ganzen Tag da und hackte – ohne Essen, ohne Trinken – bis es Nacht wurde. Danach musste man eine Stunde zurück ins Lager laufen, wo man einen Topf Suppe bekam. Nun ja, Suppe... das war nur Wasser mit einer Kartoffelschale.“ Schon bald litten die Männer an Unterernährung und Ruhr, und viele überlebten nicht.