#Geschichte

Widerstandsheld Gerrit Hiddink und Großmutter Antonia

Wenn Sie an dieser Stelle nicht in Richtung Geesteren, sondern in die entgegengesetzte Richtung blicken, sehen Sie die Weiler De Respelhoek und De Kulsdom.

Antonia Tichelman-Geerdink, liebevoll „Großmutter Antonia“ genannt, war 91 Jahre alt und lebte im Weiler De Kulsdom auf dem Bauernhof Stroomboer. Im April 1944 flogen Hunderte britische Flugzeuge in Richtung Deutschland. Eines von ihnen wurde von einem deutschen Jagdflugzeug getroffen. Das beschädigte Flugzeug wurde zu schwer und musste seine Bombe abwerfen, ausgerechnet direkt auf den Hof Stroomboer.

Antonia, die gerade am Ofen saß, wurde unter den Trümmern begraben. Schwer verletzt wurde sie ins Krankenhaus nach Enschede gebracht, wo sie einige Tage später verstarb. Im benachbarten Weiler De Respelhoek, auf dem Bauernhof 't Wes, lebte Gerrit Hiddink, ein wahrer Held des Widerstands. Er kannte keine Angst und versteckte auf seinem Hof sowohl jüdische Menschen als auch britische, kanadische und russische Soldaten. Sogar für einen zweijährigen Jungen, der in einem Kinderwagen am Straßenrand ausgesetzt worden war, fand er einen Platz. Dieses Kind bekam den Decknamen „Tonny van 't Wes“. Nach dem Krieg wurde der inzwischen fünfjährige Junge von seinem jüdischen Vater abgeholt, der ebenfalls überlebt hatte. Im Jahr 2021 wurde Tonny wiedergefunden. Sein richtiger Name ist Simon de Winter. Nach 77 Jahren kam es zu einem bewegenden Wiedersehen mit der Familie Hiddink. Für Gerrit nahm die Geschichte ein tragisches Ende:
Im Juni 1944 fuhr ein deutscher Überfallwagen auf den Hof. Gerrit ging mutig auf die Soldaten zu, sprach mit ihnen und verhinderte so eine Durchsuchung.

Er musste jedoch zur Vernehmung mitkommen und wurde ins Konzentrationslager Vught gebracht.
Ende 1944 folgte die Deportation in einem Viehwaggon ins KZ Sachsenhausen bei Berlin und anschließend ins Strafarbeitslager Neuengamme bei Hamburg. Gerrit starb im Februar 1945, nur drei Monate vor der Befreiung.
Er wurde 43 Jahre alt.

Simon de Winter

Im Jahr 2020 begann die Suche nach weiteren Informationen über das Schicksal von Gerrit Hiddink. Dabei wurde deutlich, dass „Tonny van 't Wes“, damals 5 Jahre alt, das einst auf dem Hof versteckt worden war, möglicherweise noch am Leben sein könnte.  Ein Aufruf in der Wochenzeitung New Israel Weekly brachte schließlich den entscheidenden Hinweis: Nach einiger Zeit meldete sich Simon de Winter und sagte, er sei das Findelkind „Tonny“. Simon lebt heute in Teteringen einem kleinen Ort in der Nähe von Breda, stammt aber ursprünglich aus Enschede. Am 5. Mai 2022, dem niederländischen Befreiungstag, kam es zu einem bewegenden Wiedersehen: Simon, gemeinsam mit seiner Familie und seinen Enkelkindern, traf nach 77 Jahren die Familie Hiddink wieder. Es war eine besondere und berührende Hommage an unseren großen Widerstandskämpfer Gerrit Hiddink.

 

 



Pasmansweg 1, Geesteren
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