#Wahrzeichen

Archem: Wilde Jagd auf V2-Raketen

1945 wurden Teile von V2-Raketen über den Bahnhof in Ommen angeliefert. Sie wurden dann in einem Wald bei Archem zusammengebaut. Nach der Montage wurden sie mit Spezialfahrzeugen nach Hellendoorn und später auch nach Dalfsen transportiert, wo sie gestartet wurden.

Der eigentliche V2-Montageplatz auf dem Gut Archem bei Lemele wurde nie entdeckt und blieb unangetastet. Es war der Ort, an dem im November 1944 mehrere Häuser von den deutschen Besatzern für einen besonderen Zweck geräumt wurden: die Anbringung von Sprengladungen für die V2-Raketen von Braun – Hitlers Geheimwaffe.

Ein großer Teil von Archem wurde vom 14. November 1944 bis zum 12. Februar 1945 zum „Sperrgebiet“ erklärt – Außenstehende waren nicht willkommen. Sechs Familien mussten innerhalb weniger Tage ihre Höfe oder Häuser verlassen, um Platz für deutsche Soldaten zu schaffen, die am Bau, Transport und der Bewachung der Raketen beteiligt waren. Selbst Freule Van der Wyck musste Huis Archem verlassen und fand Unterschlupf im Landgoed Beerze, wo ihre Schwester mit Baron Bentinck lebte.

Zusammenbau der V2-Raketen

Im sogenannten „Slingerbos“ in Archem wurden die V2-Raketen aus Teilen zusammengebaut, die unter anderem über den Bahnhof Ommen herangeschafft wurden. Um die Sicht der alliierten Flugzeuge zu versperren, banden die deutschen Truppen die Wipfel der Bäume zusammen, so dass ein durchgehendes Blätterdach entstand.

Nach dem Zusammenbau wurden die Raketen nachts auf getarnten Anhängern zum Eelerberg bei Hellendoorn transportiert, wo sie von mobilen Anlagen aus gestartet wurden. Dieser Ort wurde unter anderem für den Abschuss von V2-Raketen im Hafen von Antwerpen genutzt.

Operation Big Ben

Die Alliierten starteten eine heftige Kampagne, um die V2-Raketen in der Region aufzuspüren und zu zerstören. Am 14. Januar 1945 flogen Typhoon-Jagdbomber Luftangriffe auf die Eisenbahnlinie bei Ommen, den Bahnhof, die Brücke über die Regge bei Nieuwebrug und das Camp Erika. Diese Angriffe waren Teil der Operation Big Ben, einer Kampagne, die von Oktober 1944 bis April 1945 lief und auf mobile V2-Startplätze und Versorgungswege für Raketenteile und Treibstoff abzielte.

„Damals erkannten die Alliierten Camp Erika auf dem Besthmenerberg bei Ommen nicht als berüchtigtes Straflager“, erklärt Gerrit Grefelman, einer der Herausgeber des Buches 'Lemele, Archem en Dalmsholte in oorlogstijd'. „Sie dachten, es sei ein Ort, an dem V2-Raketen gesammelt wurden.“

Bei den Bombardierungen wurden drei Häftlinge getötet und vierzehn verletzt. Auch der zum Lager führende Bahnübergang wurde direkt getroffen, wodurch ein Bombenkrater entstand, wie Pieter Postma, Kommandant des Luftschutzdienstes von Ommen, in seinem offiziellen Bericht berichtet.

Lemele

Photos