Im Jahr 1877 wurde die Bahnstrecke Angermünde - Frankfurt (Oder) in Betrieb genommen und das Bahnhofsgebäude Seelow (Mark) eröffnet. Die neuen Nord-Süd-Zugverbindungen entlang der Oder waren für den regionalen Personen- und Güterverkehr von großer Bedeutung.
Als die Sowjetarmee 1945 die Oder erreichte, wurde die Bahnstrecke Teil der Frontlinie. Ihre Hauptaufgabe war nun der Transport von flüchtenden Zivilistinnen und Zivilisten, deutschen Truppen und Kriegsmaterial. Auch verwundete Soldaten wurden mit der Bahn in weiter landeinwärts gelegene Behandlungszentren transportiert.
Der Panzerzug "Berlin" und das Eisenbahngeschütz K 5 wurden auf der Bahnlinie eingesetzt, um das westliche Oderufer zu verteidigen und die sowjetischen Truppen unter Feuer zu halten.
Mit dem Beginn der Schlacht um die Seelower Höhen am 16. April 1945 lag auch das Bahnhofsgebäude Seelow (Mark) direkt in der deutschen Verteidigungslinie und war dementsprechend hart umkämpft.
Die Kämpfe hinterließen die gesamte Bahnstrecke in einem katastrophalen Zustand. Bei Kriegsende waren viele Brücken und Gleise zerstört. Das zweite Gleis wurde demontiert und als Reparationsleistung in die Sowjetunion gebracht. Es dauerte einige Jahre, bis der Bahnverkehr provisorisch wieder aufgenommen werden konnte, und im März 1947 zerstörte das Oderhochwasser erneut große Teile der Strecke.
Wie durch ein Wunder überstand das historische Bahnhofsgebäude die schweren Kämpfe des Zweiten Weltkriegs 1945 und das Oderhochwasser, wurde aber bereits in den 1980er Jahren außer Betrieb genommen. Im Jahr 2012 erwarb die Stadt Seelow das Gebäude und ab 2018 wurden Umbau- und Sanierungsarbeiten durchgeführt.
Heute befindet sich im Erdgeschoss das Museum Historischer Geschichtsstation Seelow (Mark). Die Ausstellung zeigt den Wandel einer ganzen Region im Zeitraum einer Generation zwischen 1930 und 1961. Faszinierende Exponate aus dieser Zeit, ergänzt durch biografische Details, symbolisieren den tiefgreifenden Wandel vom Beginn des Nationalsozialismus über den Krieg und seine gravierenden Folgen bis hin zum Sozialismus in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone.
Ergänzt wird die Ausstellung durch thematische Sonderausstellungen und Veranstaltungen. Führungen und verschiedene Bildungsformate bereichern diesen außergewöhnlichen Erinnerungsort in der europäischen multiperspektivischen Erinnerungslandschaft an Oder und Warthe.
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