Am 31. Januar 1945 erreichten in den frühen Morgenstunden leichtbewaffnete Vorausabteilungen der Roten Armee die Oder bei Kienitz und bildeten an der Fährstelle sowie an der Hafenmühle einen Brückenkopf zum Westufer der Oder. Dieses Ereignis kam für die örtliche Bevölkerung völlig überraschend. Es waren keine deutschen Truppen in dem Dorf stationiert. Die Rote Armee wurde, nach Aussagen der Wehrmachtsberichte, noch weit im Osten vermutet. Daraufhin wurde am Westufer der Oder schnell ein vier Kilometer breiter und zwei Kilometer tiefer Brückenkopf errichtet. In großer Eile wurden deutsche Einheiten aus verschiedenen Kampfabschnitten abgezogen und in Marsch gesetzt, um den Brückenkopf wieder zu vernichten.
Auch die Zivilbevölkerung bekam nun die verheerenden Auswirkungen des Krieges in vollem Umfang zu spüren, die sie bisher nur aus der Wochenschau oder aus Berichten von Soldaten auf Fronturlaub kannte.
Am 1. Februar 1945 wurde der Hafen von Kienitz von der deutschen Luftwaffe bombardiert. Zahlreiche Flüchtlinge aus den Ostprovinzen des Deutschen Reiches, die auf ihren Kähnen im Hafen Schutz suchten, wurden durch den Angriff der eigenen Luftwaffe getötet. Die Kienitzer Bevölkerung floh entgegen dem eigentlichen Flüchtlingsstrom nach Osten, um den bevorstehenden schweren Kämpfen zu entgehen.
Die Kämpfe um das Dorf Kienitz dauerten 76 Tage, bevor die Sowjetarmee das zu achtzig Prozent zerstörte Dorf schließlich einnehmen konnte. Die letzten Flüchtlinge kehrten im Juni 1945 in ihren Heimatort zurück.
Der kleine Ort Kienitz und seine Kriegserlebnisse verkörpern all das unvorstellbare Leid, das den Menschen während des Krieges zugefügt wurde: Kriegstote auf beiden Seiten, die Zerstörung der Landschaft, der Häuser, Hunger, Kälte, Tod, Flucht, Vertreibung, Krankheit, das Auseinanderreißen von Familien, der Verlust geliebter Menschen, die Gefangenschaft, die Zerstörung von Leben und die nagende Ungewissheit über das, was nach dem Ende des Krieges kommen würde.
Am 24. Oktober 1970 wurde in Kienitz das Denkmal "Panzer T-34" eingeweiht, das durch Spenden von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen des Krieges ermöglicht wurde. Der T-34 gilt als der berühmteste sowjetische Panzer des Zweiten Weltkriegs. Zwischen 1940 und 1945 sollen 56.400 Stück davon gebaut worden sein. Diese enorme Zahl trug wesentlich zum Sieg der Sowjetarmee über die deutsche Wehrmacht in Osteuropa bei.
Die Stele am Oderufer auf dem Weg zum ehemaligen Fähranleger symbolisiert die Überquerung der Oder durch die Rote Armee. Die Metallstele ist künstlerisch karg und äußerst eindrucksvoll. Sie wurde 1987 eingeweiht.
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