Wohnen und arbeiten in Assen - Teil 1
„Grolloo war ohne Besatzung. Ich grübelte noch ein wenig. Schade, dass die Kanadier weg waren. Am nächsten Morgen stöberte ich wieder hier und da herum. Das fing an, langweilig zu werden. Das Land war fast befreit. Nun würden wir nach Den Haag zurückkehren. Plötzlich hatte ich Sehnsucht nach zu Hause.
Ich wollte arbeiten, eine nützliche Arbeit, einen Beitrag zum Wiederaufbau leisten. Also klopfte ich an die Tür einer Militäreinrichtung in Assen, um zu fragen, ob sie mir für eine Stelle in Den Haag behilflich sein könnten, vorzugsweise bei meinem früheren Arbeitgeber, dem Rentenamt. Aber das konnten sie nicht. Dort herrschte immer noch Krieg.
Ich konnte jedoch eine Stelle in Assen bei der Militärbehörde bekommen, als Leiter des Dokumentationsdienstes. Aus Stapeln von Papieren mussten die Namen von NSB-Mitgliedern und Angehörigen notiert und kartiert werden. Eine riesige Aufgabe. Das war etwas für mich! Ich nahm das Angebot an. Und so war ein Umzug naheliegend.
Mein Arbeitsplatz befand sich in einem Gebäude in der Stationsstraat (dieser Ort, Anm. d. Red.), das direkt an das Gebäude des Polizeilichen Ermittlungsdienstes angrenzte. Es waren zwei Villen, die durch einen Korridor verbunden waren.
Ein paar Häuser von meinem Büro entfernt stand ein Haus, in dem der S.D. (Sicherheitsdienst) gewohnt hatte. Es war noch möbliert und der Mitbewohner, der der Kollaboration verdächtigt wurde, war von den Kanadiern gefangen genommen worden. Dieses Haus wurde nun von der Militärbehörde beschlagnahmt.
Das Inspektorat des P.O.D. (Politischer Untersuchungsdienst) belegte die Vorderseite und wir bekamen die Rückseite. Ein schönes Haus. Wenn man dann noch bedenkt, dass es über einen großen Garten verfügte, kann man verstehen, dass meine Frau und ich sehr zufrieden waren.
Das Haus war von oben bis unten von NSB-Mitgliedern und ihren Ehefrauen gereinigt worden, die ich mit Erlaubnis des Direktors des Gefängnisses zur Arbeit eingesetzt hatte. Eine der Frauen, eine Deutsche, aber eine sehr anständige Frau, hatten wir fest angestellt.“
Aus: Ooggetuigeverslag Gerrit van Lochem, voorjaar 1945
Geboren 11-8-1900, gestorben 18-7-1986
Neubearbeitet durch seinen Sohn Loek van Lochem, Dezember 1995.