7. Mai 2025

Vom 7. Mai zum 8. Mai 1945: Die zweitägigen Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges in Europa” in Großbritannien

Während der “Tag des Sieges in Europa” (Englisch: Victory in Europe, VE Day) offiziell am 8. Mai 1945 begangen wird, begannen die Feierlichkeiten in Großbritannien schon früher. Die Nachricht von der deutschen Kapitulation erreichte die britischen Haushalte am 7. Mai spät am Tag. Daraufhin strömten die Menschen auf die Straßen, um zu feiern. Wie hat Großbritannien den VE-Day erlebt?

Im Frühjahr 1945 war das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa in greifbare Nähe gerückt. Als Berlin umzingelt war, beging Adolf Hitler am 30. April zusammen mit seiner Frau im Führerbunker Selbstmord. Sein Nachfolger, Großadmiral Karl Dönitz, versuchte, so viele deutsche Soldaten wie möglich davor zu bewahren, in die Hände der Sowjets zu gelangen, indem er mit den westlichen Alliierten Kapitulationsbedingungen aushandelte. 

Am 4. Mai 1945 akzeptierte der britische Feldmarschall Bernard Montgomery die Kapitulation der deutschen Truppen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark. Drei Tage später, am 7. Mai, wurde die bedingungslose Kapitulation Deutschlands im Hauptquartier von General Eisenhower in Reims in Frankreich formell unterzeichnet. Damit war es offiziell: Der Krieg in Europa war zu Ende. Das von dem deutschen General Alfred Jodl unterzeichnete Dokument würde in den meisten Ländern erst am nächsten Tag in Kraft treten, doch in Großbritannien war das anders.

Der Tag vor dem “Tag des Sieges in Europa” 

Am Abend des 7. Mai unterbricht die BBC ihr reguläres Programm mit einer Eilmeldung: Deutschland hat offiziell kapituliert. In der gleichen Sendung wurde bekannt gegeben, dass der folgende Tag, der 8. Mai, zum nationalen Feiertag, dem Tag des Sieges in Europa, erklärt werden würde. 

Als die Nachricht bekannt wurde, konnten die Britinnen und Briten nicht bis zum nächsten Tag warten, um zu feiern, sondern taten dies noch am selben Abend, dem 7. Mai 1945. Nach fast sechs Jahren Rationierung, Bombenangriffen und Ungewissheit war die Gelegenheit, den Frieden zu feiern, für viele unwiderstehlich.

Überall im Land strömten die Menschen auf die Straßen. In Liverpool wurde die zehnjährige Joyce Hughes von Musik und Gelächter geweckt: „Am Ende der Straße brannte ein großes Lagerfeuer, jemand hatte das Klavier herausgeschoben, und alle waren auf der Vale Road und sangen und tanzten. Es war dunkel, aber alle waren draußen, fünfzig oder mehr Leute auf der Straße. Wir warteten auf Mama und Papa, die uns abholten und mit uns zum Lagerfeuer gingen. Alle waren glücklich, sangen und umarmten sich.” 

Diese spontane Freude war im ganzen Land zu spüren. Eine Straße nach der anderen wurde mit Fahnen geschmückt, Kneipen füllten sich und die Menschen begannen auf den Straßen zu tanzen. Auch Lagerfeuer wurden angezündet, Bier ausgeschenkt und Fremde nahmen sich in den Arm. 

Ein offizieller Tag der Freude  

Am 8. Mai 1945 hielt in Großbritannien alles für den offiziellen Tag des Sieges in Europa inne. Über Nacht wurden spezielle Siegesmenüs und Gedenkartikel wie VE-Day-Becher hergestellt. Premierminister Winston Churchill sorgte dafür, dass es in London genügend Bier gab, und die Handelskammer erlaubte den Verkauf von rot-weiß-blauen Wimpeln ohne Bezugsscheine. Der VE Day konnte beginnen! 

Winston Churchill wandte sich um 15:00 Uhr im Radio mit einer Rede an Großbritannien, in der er die Öffentlichkeit zum Feiern aufforderte, aber auch daran erinnerte, dass der Krieg im Pazifik noch andauerte. Später erschien er vor einer jubelnden Menge auf dem Balkon des Gesundheitsministeriums. „Dies ist euer Sieg“, sagte Churchill. Die Menge brüllte zurück: „Nein, es ist Eurer!“ Auch die königliche Familie nahm an den Feierlichkeiten teil und winkte der Menge vom Buckingham Palace aus zu. 

Joan Hall diente vier Jahre lang bei der Women’s Royal Air Force und feierte den VE Day in London. Sie erinnerte sich: „Es war ein einmaliges Gefühl des Jubels, die Menschenmassen und der Lärm sind etwas, das ich noch nie zuvor erlebt habe.“  

Albert Jarett, der ursprünglich aus Jamaika stammt und bei der RAF diente, erinnerte sich ebenfalls lebhaft an die Feierlichkeiten: „Ich war überwältigt von der Freude und den Feierlichkeiten, die um mich herum stattfanden! (...)“   

Die Feierlichkeiten gingen bis in die Nacht hinein mit Musik und Tanz weiter. Ray Smith, der während des Krieges an Bord der HMS Middleton diente, erinnert sich an seine Nacht in London: „Der VE Day war wirklich ein Tag des Feierns! (...) Am Ende fuhren wir nach London und nahmen an den Feierlichkeiten mitten auf dem Trafalgar Square teil und feierten den ganzen Tag lang. Unterwegs trafen wir einige nette WRENs (Mitglieder des Women’s Royal Navy Service), mit denen wir schließlich in einem Ladeneingang schliefen, da es keine Hotels gab - aber das war uns egal, es war der beste Tag aller Zeiten!“ 

Ein bittersüßer Tag  

Doch nicht alle nahmen an den Feierlichkeiten teil. Für viele Menschen war der VE-Tag ein bittersüßer Moment. Der Krieg hatte Verluste und große Traurigkeit hinterlassen. Und während in Europa der Sieg errungen wurde, war der Krieg im Fernen Osten und im Pazifik noch lange nicht vorbei. Charlotte Webb trat 1941 in den Artillerie-Territorialdienst (ATS) ein und sagte: „Es war wunderbar zu hören, dass der Krieg in Europa vorbei war, aber das änderte nichts an meiner Arbeit, ich arbeitete immer noch an den Bemühungen im Fernen Osten.“ Das offizielle Ende des Zweiten Weltkriegs kam am 2. September 1945 mit der Kapitulation Japans. 

Quellen: 

https://www.iwm.org.uk/history/what-you-need-to-know-about-ve-day  

https://www.iwm.org.uk/history/voices-of-war/ve-day  

https://www.britishlegion.org.uk/get-involved/remembrance/stories/ve-day-memories

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