17. Januar 2024

Sophie Scholl und „Die Weiße Rose“

Die Geschichte von Sophie Scholl und der deutschen Widerstandsbewegung „Die Weiße Rose“ inspiriert und ermutigt Menschen auch heute noch. Sie ist nicht nur ein Zeugnis des Kampfes gegen das Naziregime, sondern auch eine Demonstration der Unverwüstlichkeit und des Mutes junger Menschen, die ihr Leben riskierten, um für die Freiheit zu kämpfen.

Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 geboren und wuchs in Forchtenberg als viertes von sechs Kindern einer großbürgerlichen Familie auf. Als sie 10 Jahre alt war, zog die Familie nach Ulm, wo ihr Vater als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater zu arbeiten begann. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten schloss sich Sophie Scholl, wie die meisten deutschen Jugendlichen zu dieser Zeit, begeistert der nationalsozialistischen Jugendbewegung an. Doch nachdem Sophies Bruder Hans wegen seiner Mitgliedschaft in der verbotenen Pfadfinderbewegung Deutsche Jugendschaft 1.11. verhaftet wurde, änderte sich ihre Einstellung zum Regime und sie begann, sich von der nationalsozialistischen Partei zu distanzieren.

Als Sophie Scholls Brüder und ihr Freund Fritz Hartnagel nach Hitlers Überfall auf Polen an die Ostfront geschickt werden, wachsen ihre Zweifel am Regime. Im Mai 1942 zog sie nach München, um Biologie und Philosophie zu studieren, während ihr Bruder, der zurückkehrte, um Medizin zu studieren, bereits begonnen hatte, aktiv gegen das System zu rebellieren. Als Hans und seine Freunde die Verbrechen in Polen und Russland sahen, begannen sie im Juni 1942 in München Flugblätter zu drucken und auf dem Universitätsgelände zu verteilen. Im Laufe der Zeit schlossen sich immer mehr Studierende ihrer Widerstandsbewegung an, darunter auch Sophie Scholl.

Die Bewegung wurde bald unter dem Namen Weiße Rose bekannt. Die Kerngruppe bestand aus den Geschwistern Scholl und ihren Kommilitonen Alexander Schmorell, Willi Graf, Christoph Probst und Professor Kurt Huber. Gemeinsam verteilten sie sechs Flugblätter, in denen sie sich direkt an ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger wandten:

„Unser heutiger „Staat“ aber ist die Diktatur des Bösen. „Das wissen wir schon lange“, höre ich Dich einwenden, „und wir haben es nicht nötig, daß uns dies hier noch einmal vorgehalten wird“. Aber, frage ich Dich, wenn ihr das wißt, warum regt ihr euch nicht, warum duldet ihr, daß diese Gewalthaber Schritt für Schritt offen und im Verborgenen eine Domäne eures Rechtes nach der anderen rauben, bis eines Tages nichts, aber auch gar nichts übrigbleiben wird, als ein mechanisiertes Staatsgetriebe, kommandiert von Verbrechern und Säufern?“ (Drittes Flugblatt der Weißen Rose)

Der Aufruf der Bewegung war sehr erfolgreich, und in kurzer Zeit gelang es der Weißen Rose, ein umfangreiches Netz von Unterstützern in ganz Deutschland aufzubauen.

Mit dem wachsenden Erfolg ihrer Aktionen wuchs auch das Selbstvertrauen der Gruppe. Nach der Niederlage der deutschen Armee in Stalingrad wurden die Stimmen der Dissidenten an den Universitäten lauter, nachdem die Studenten öffentlich als Kriegsverweigerer bezeichnet worden waren. Das ermutigte die Weiße Rose, die Flugblätter direkt persönlich zu verteilen und Parolen wie Nieder mit Hitler und Freiheit an die Wände in München zu schreiben.

Als Hans und Sophie am 18. Februar 1943 in der Aula der Universität das sechste Flugblatt verteilten, wurde ein Hausmeister Zeuge der Aktion und meldete die beiden Studierenden bei der Gestapo, die sie sofort verhaften ließ. Christoph Probst wurde kurz darauf verhaftet, da sein Name im Entwurf des siebten Pamphlets genannt wurde, das Hans bei seiner Verhaftung in seiner Tasche trug.

In einem Scheinprozess nahmen Sophie, Hans und Christoph alle Schuld für die Taten der Weißen Rose auf sich, um ihre Freunde zu schützen. Dieser Versuch scheiterte jedoch, und Willi Graf, Alexander Schmorell und Kurt Huber wurden noch im selben Monat verhaftet. Nach einem halbtägigen Prozess wurden Sophie, Hans und Christoph zum Tode verurteilt. In einer letzten Frage wurde Sophie Scholl gefragt, ob sie sich ihrer Schuld bewusst sei. Ihre Antwort war eindeutig: Sie sei nach wie vor fest davon überzeugt, das Beste für ihr Volk getan zu haben. Sie bereue nichts und werde nun die Konsequenzen ihres Handelns tragen.

Am 22. Februar 1943 wurden Sophie und Hans Scholl sowie Christoph Probst durch die Guillotine hingerichtet. Nach ihrem Tod blieb ihre Geschichte in Deutschland verborgen. Die Aktionen der Weißen Rose wurden jedoch in den alliierten Ländern schnell bekannt. In Großbritannien wurden die Flugblätter der Widerstandsgruppe gedruckt, vervielfältigt und mit Flugzeugen über Deutschland abgeworfen.

Heute ist die Geschichte von Sophie Scholl und der Weißen Rose in ganz Deutschland verbreitet. Das Gedenken an den Mut und die Überzeugung der Studierenden ist ein feierliches Zeugnis für den Kampf gegen den Nationalsozialismus. Heute ehrt die Weiße Rose Stiftung den Widerstand und seine Teilnehmeenden und fördert Werte wie Zivilcourage, Eigenverantwortung und demokratisches Bewusstsein, die von Sophie Scholl verkörpert wurden. Der Kampf für Freiheit und Frieden war Sophies größtes Anliegen, und auch wenn sie ihn nicht mehr selbst erlebte, trug ihr Handeln dazu bei, das Nazi-Regime in Deutschland zu besiegen.

Quellen

Sophie Scholl und die Weiße Rose | Das National WWII Museum | New Orleans (nationalww2museum.org)

Weiße Rose Stiftung e.V. - Weiße Rose Stiftung e.V. (weisse-rose-stiftung.de)

Vor 80 Jahren: Ermordung von Hans und Sophie Scholl | Hintergrund aktuell | bpb.de

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